Verzögerungen der Schnittzeit des ersten Falles

Autoren: C. Joss, S. Bertheau, T. Hauptvogel, T. Auhuber, M. Diemer, M. Bauer, M. Schuster
Zeitschrift: Der Chirurg
Analyse von Inzidenzen und Ursachen sowie des Effektes von Planinstabilität
Zusammenfassung:
Einleitung: Verzögerungen beim morgendlichen OP-Beginn führen zu einem Verlust wertvoller OP-Zeit und sind einem positiven Arbeitsklima im OP abträglich.
Fragestellung: Bislang existiert keine prospektive, multizentrische Untersuchung zu Inzidenz und Ursachen von Verzögerungen beim morgendlichen Erstschnitt. Der Effekt von Planinstabilität des ersten Punktes auf Verzögerungen beim morgendlichen OP-Beginn ist bislang nicht untersucht worden.
Methoden: In der multizentrischen prospektiven Untersuchung wurden die Schnittzeiten aller ersten OP-Fälle des Tages untersucht. 36 Krankenhäuser (14 chirurgische Fachabteilungen) in Deutschland und der Schweiz nahmen über einen Zeitraum von 2 Wochen an der Erhebung teil.
Ergebnis: Insgesamt 3628 erste Fälle konnten analysiert werden. Über alle analysierten Fachabteilungen betrachtet waren die Schnittzeiten in 50,8 % der ersten Fälle des Tages >5 min und in 30,2 % >15 min verzögert. Die Inzidenzen verzögerter Schnittzeiten >5 min reichten von 40,0 % in der Gynäkologie bis 66,8 % in der Neurochirurgie. Als Hauptgründe für Verzögerungen zeigten sich in aufsteigender Reihenfolge eine längere Anästhesieeinleitung als die Planzeit, die nichtzeitgerechte Verfügbarkeit des ärztlichen chirurgischen Dienstes und eine längere Lagerung/OP-Vorbereitung. Die Inzidenz von Verzögerungen der Schnittzeit war bei Planinstabilität um rund 10 % höher und die durchschnittliche Verzögerungsdauer um rund 7 min länger.
Schlussfolgerung: Verzögerungen der Schnittzeit des ersten operativen Falles des Tages treten mit hoher Inzidenz auf und sind häufig multifaktoriell begründet. Planinstabilität hat einen negativen Einfluss auf die Pünktlichkeit der Schnittzeit und sollte vermieden werden.

weitere Beiträge